Schon kurz nach dem wir uns am Lago Atitlan eingerichtet hatten, bin ich auf den Vulkan Acatenango aufmerksam geworden. Der Acatenango ist ein Vulkan in der nähe der Stadt Antigua mit einer Höhe von 3’976 Meter. Er ist einer der höchsten Vulkane Mittelamerikas und bildet zusammen mit seinem Zwilling, dem Vulkan Fuego, den Vulkankomplex La Horqueta. Die letzte Eruption des Acatenango war im Jahr 1972. Seither schläft der Riese, ganz im Gegenteil zu seinem etwas kleineren Zwilling Fuego, welcher alle 15-30min Aschewolken, Gesteinsbrocken und Lava ausstösst. Nach dem wir uns intensiv damit beschäftigt haben, was die Anforderungen für die Besteigung sind, haben wir uns dafür entschieden, dass ich das Abenteuer alleine in angriff nehmen werde und Viola in Antigua bleibt. Den Hike musste ich etwa einen Woche im Voraus buchen bei einer der zahlreichen Tourenanbieter in Antigua. Ich habe mich für den Anbieter OXExpeditions entschieden.

Am 26.03 Startet das Abenteuer für mich in Antigua zuerst einmal mit einem 1 stündigen Briefing über die Tour. Dabei wurde im Detail erklärt welches Material wir benötigen, was man auslehnen kann und wie der Ablauf der beiden Tage aussieht. Der Hike war in 4 Teile unterteilt, 1 Aufstieg zum Base Camp, 2 Besteigung des aktiven Vulkanes Fuego ( so nahe wie sicher möglich ca. 600m vom Gipfel entfernt), 3 am nächsten Morgen Besteigung des Acatenango mit Sonnenaufgang und 4 der Abstieg. Der zweite Teil musste noch zusätzlich bezahlt werden, man konnte im Base Camp entschieden ob man den Fuego auch noch in Angriff nehmen will. Bei der Vorbesprechung wurde mir schnell klar, dass vor allem das Wandern mit dem grossen Backpack 65l und etwas mehr als 10kg Gepäck eine grosse Herausforderung wird. Denn anders als in der Schweiz gibt es in Guatemala keine SAC Hütten welche per Helikopter mit Waren versorgt werden. Jeder musste also sein Wasser 4.5L und die komplette Verpflegung für die 2 Tage selber hoch tragen oder sich einen träger für das Gepäck dazu buchen.

Am folgenden Tag trafen wir uns um 6.40 Uhr bei OX. Die Guides kontrollierten unser Material und die Verpflegung wurde unter den Teilnehmern aufgeteilt. Nach dem gemeinsamen Frühstück folgte der Transport an den Fuss des Vulkanes. Dort konnten wir bei der Lokalbevölkerung noch Wanderstöcke ausleihen und starteten im Anschluss mit dem Aufstieg. Der erste Teil ging durch die Maisfelder der lokalen Farmer auf einem relativ steilen Pfad mit losem Untergrund. Hier spürte man noch extrem die Last der mitgebrachten Verpflegung. Bald darauf kamen wir in den dichten cloudforest Teil, in welchem wir schnell an Höhe gewannen. Der Steile aufstieg war sehr anstrengend, doch wir legten ca. alle 40 min immer wieder etwas länger pausen ein was ich als sehr angenehm empfunden habe. Bis zum Mittagessen hatten wir den strengsten Teil hinter uns und auch der Rucksack wurde schon spürbar leichter. Um ca. 14:00 Uhr erreichten wir das Camp und sahen zum ersten mal den Vulkan Fuego, welcher Wolken verhangen vor uns lag. Da ich noch ziemlich viel Energie hatte entschied ich mich die Wanderung auf den Grat des Fuegos auch noch in Angriff zu nehmen.

Mit etwas abgespecktem Gepäck starten wir um 16:00 in Richtung Fuego. Nach einem kurzen Abstieg ging es steil hoch auf den Grat, welcher noch mitten in den Wolken lag und auf dem es sehr windig war. Leider hatte ich nicht alle zusätzlichen Kleiderschichten aus dem Base Camp mit hoch genommen und hatte auf dem Grat mit der Kälte zu kämpfen. Sobald die Sonne weg war sank das Thermometer auf unter 0°. Wenigsten hatte unser Guide noch eine Flasche Rum mit hochgebracht die nun in unserer Gruppe zirkuliert um uns wenigsten von innen etwas aufzuwärmen. Trotzdem haben sich die Strapazen gelohnt, denn dass Wetter klarte im Anschluss auf und wir hatten gute Sicht auf die Eruptionen. So etwas schönes und zugleich Angst einflössendes hatte ich bis jetzt noch nie gesehen in meinem Leben. Wir spürten und hörten die Eruptionen hautnahe und sahen wie die Lavaströme den Berg herunter flossen. Die Lava brocken wurden bei den Eruptionen zum Teil mehrere 100m in die Luft geschleudert. Das einzige Problem war die extreme Kälte und der Wind welche es fast unmöglich machten gute Bilder vom Schauspiel zu machen. Der Rückweg erfolgte dann bei absoluter Dunkelheit im Licht der Stirnlampe. Das war technisch sehr anspruchsvoll und einige Mitglieder unsere Gruppe stiessen dabei an Ihre grenzen. Gegen 21:00 Uhr waren wir alle zurück im Lager und genossen unser Essen und den hochgebrachten Wein, dichtgedrängt am Lagerfeuer.

Nach einer kurzen Nacht starten wir um 04:00 Uhr in Richtung des Gipfels des Acatenangos. Nach den Strapazen des vergangen Tages blieb etwa die Hälfte unserer Gruppe im Camp zurück und liess diesen Teil aus. Beim Aufstieg im Dunkeln machte sich die höhe von fast 4000m bemerkbar und das Atmen viel deutlich schwerer. Nach dem Aufstieg wurden wir auf dem Gipfel mit einem Atemberaubenden Sonnenaufgang über den Wolken belohnt. Es war zwar auch hier extrem kalt, jedoch war ich etwas besser ausgerüstet und konnte die Stunde welche wir auf dem Gipfel verbrachten voll auskosten. Vom Gipfel hatte man zudem eine aussergewöhnliche Sicht auf die Eruptionen des Fuegos welcher dem Acatenango Gipfel gegenüber lag. Der Abstieg vom Gipfel stellte sich einfacher als gedacht heraus. Auf der losen Vulkanerde konnte man fast wie bei Ski fahren nach unten rutschen ohne grosse Anstrengung.

Nach einer Pause beim Camp starteten wir vollzählig mit dem Abstieg ins Tal. Dabei nahmen wir es sehr gemütlich und konnten noch einmal die Eindrücke der unterschiedlichen Klima Zonen am Berg aufsaugen. Gegen 12:00 Uhr starten wir mit dem Rücktransport nach Antigua. Allen Teilnehmern waren die anstrengenden Stunden ins Gesicht geschrieben, aber alle sahen auch sehr glücklich aus. In Antigua angekommen ging ich zuerst mal duschen und anschliessend mit Viola etwas essen. Den Rest des Tages verbrachte ich im gemütlichen Bett in unserem Hostel.

Der zweitägige Hike war ein Abenteuer welches ich jedem empfehlen würde. Es war für mich ein unvergleichbares Erlebnis welches ich nie mehr vergessen werde. Die Kraft eines aktiven Vulkanes von so nahe zu sehen und zu spüren ist sehr beeindruckend. Spannend war auch die Gruppendynamik die auf der Wanderung entstanden ist und die dafür gesorgt hat, dass man sich gegenseitig motiviert hat, an seine Grenzen zu gehen. Jedoch geht bei einer so grossen Anzahl Teilnehmer und Expeditionen, 30 Leute alleine in unserer Gruppe, etwas die Ruhe und das Naturerlebnis verloren. An diesen 2 Tagen waren fast 600 Leute mit mir auf dem Berg.

Cirill

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